Als dominanter Beschützer bewacht der Kangal gerne sein Revier und harmoniert deshalb nicht unbedingt mit anderen Haustieren. Um Fremde nicht zu verschrecken, ist eine frühe Sozialisierung empfohlen. In diesem Hunderassen Portrait erfahren Sie die Möglichkeiten, um den Kangal richtig zu führen und auf welche Inhaltsstoffe Sie beim Futter verzichten sollten.
Steckbrief Kangal
- Rasse: Kangal
- Herkunft: Türkei
- Gewicht: Rüde 50 - 63 kg, Hündin 41 - 59 kg
- Größe: Rüden Widerristhöhe zwischen 70 - 81 cm, Hündin zwischen 41 - 59 cm
- Alter: 10 bis 13 Jahre
- Charakter: intelligent, wachsam, selbstständig, wehrhaft, treu, mutig, selbstbewusst, ausgeglichen, loyal, vertrauenswürdig
- Fell und Farbe: kurz bis halblang, dichtes raues Deckhaar, dichte Unterwolle, meist cremefarbenes bis hellgraues Fell, dunkelbraune oder schwarze Maske
- Pflege: geringer Aufwand
- Bewegungsdrang: hoher Bewegungsbedarf
- Besonderheiten: Listenhund in Hessen und Hamburg
Herkunft
Wahrscheinlich stammt der Kangal von Hirtenhunden ab, die mit Nomaden in Zentral- und Ostanatolien umherzogen. Bereits im 12. Jahrhundert wurden die archaischen Vorfahren des Kangals als Herdenschutzhunde eingesetzt, um Schafherden selbstständig zu bewachen.
Dabei zogen sie teilweise wochenlang allein durch die weiten Bergregionen Anatoliens. Zeigte sich ein Mensch, mussten die Hunde selbst entscheiden, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollten.
Die großen und kräftigen Vierbeiner können ihre Lämmchen unter anderem vor Wölfen und Bären schützen. Der große Hirtenhund symbolisiert in seinem Ursprungsland Stolz, Mut und Stärke und ist sowohl ein Helfer bei der Arbeit als auch ein Statussymbol. Zu seinen Aufgaben gehört das Bewachen von Mensch, Tier und Eigentum.
Besonders viele jener Hunde waren in der Stadt Kangal anzutreffen, woher ihre heutige Bezeichnung rührt. Damals wurden sie allerdings als Karabash bezeichnet. Karaba bedeutet übersetzt “schwarzer Kopf”. Der Hirtenhund mauserte sich in den 1970er Jahren zum beliebten Diensthund, der bei der Polizei und dem Militär in der Türkei zum Einsatz kommt.
In den Jahren um 1960 kam der Kangal nach Großbritannien. Zusammen mit anderen Hunderassen aus der Türkei wurde er in Deutschland als Anatolischer Hirtenhund langsam bekannt.
Die alte Hunderasse mit einer langen Geschichte wurde erst seit Juni 2018 offiziell von der FCI anerkannt und in die FCI-Gruppe 2 „Pinscher und Schnauzer - Molossoide - Schweizer Sennenhunde“ in die Sektion 2.2 „Berghunde“ eingeordnet.
Aussehen
Der Kangal beeindruckt durch seine Größe und sein elegantes Aussehen. Der imposante und athletische Hund kann eine Widerristhöhe von bis zu 81 Zentimetern erreichen und wiegt ungefähr so viel wie eine ausgewachsene Frau.
Sein kurzes dichtes und raues Fell sowie das dichte Unterfell lassen die Körperform klar erkennen. Die Felllänge kann kurz oder halblang sein. Somit sind die Tiere sowohl gegen Kälte als auch Hitze geschützt. Der Vierbeiner wurde von den Nomaden nicht bewusst gezüchtet. Daher entwickelte sich sein Aussehen auf eine natürliche Art.
Kangals können viele Farben haben, die vom offiziellen Standard her alle erlaubt sind. Meist changiert das Farbspektrum zwischen cremefarben bis hellgrau sowie Falb. Auffallend ist dabei die dunkelbraune bis schwarze Maske am Kopf. Die schwarzen Abzeichnen treten überwiegend am Fang und den Ohren auf.
Die Form des Kopfes ähnelt der eines Molossers. Zwischen den mittelgroßen Ohren, die das Gesicht flach hängend umgeben, blickt der Kangal mit hellwachem und aufmerksamem Blick umher. Die dicht behaarte Rute rollt der Kangal in Ruhestellung ein.
Charakter
Den Kangal zeichnen als Hirtehund sein aufmerksamer und ruhiger Charakter aus. Die Rasse agiert zum Schutz und als Wächter und kümmerte sich selbstständig um Schafsherden. Dementsprechend selbstbewusst, unabhängig und kühn sind diese Hunde. Ihre stolze und vertrauenswürdige Mentalität ohne Aggressivität macht sie zum idealen Partner.
Ihrem Herrchen oder Frauchen zeigen sich die Hunde loyal und anhänglich. Sie sind ihnen liebevoll ergeben. Gegenüber Unbekannten verhält sich der Kangal dagegen distanziert und misstrauisch. Als eigenständiger Beschützer trifft der Kangal selbst eine Entscheidung, ob sich Gefahr nähert. Ist dies der Fall, zögert der Wachhund nicht, seine Familie und deren Besitz zu beschützen.
In der Regel werden dabei Drohgebärden genutzt, um potenzielle Eindringliche abzuschrecken. Der Kangal beansprucht ein großes Territorium für sich und zeigt sich gegenüber Artgenossen in der Regel eher unverträglich und dominierend.
Dementsprechend schwierig bis unmöglich kann die Haltung in einem dicht besiedelten und hundereichen Land wie Deutschland sowie generell in Mitteleuropa sein. Kleine Grundstücke, viele Menschen und Hunde stellen die Halter häufig vor unlösbare Aufgaben, um der unabhängigen und aktiven Rasse ein artgerechtes Leben zu ermöglichen.
In ihrer natürlichen Umgebung hingegen entfaltet der Kangal seine herausragenden Qualitäten. Hat er viel Raum und eine sinnvolle Aufgabe, zeigt sich der große Hirtenhund als treuer, anhänglicher, zuverlässiger und fürsorglicher Vierbeiner.
Lebenserwartung
Ein Kangal hat für seine Größe eine hohe Lebenserwartung, die in der Regel 12 Jahre und mehr beträgt. Die robuste Rasse kann ein langes und gesundes Leben führen, wenn sie artgerecht gehalten wird. Mit einem großen Grundstück, viel Freilauf und wenig Stress durch Trubel und Lärm können Sie dem Tier ein langes und gesundes Leben ermöglichen.
Die Hirtenhunde sind bei der Wahl des Essens nicht wählerisch. Dennoch ist hochwertige Nahrung eine Voraussetzung für einen gesunden Körper.
Dementsprechend gilt es bei der Wahl der Lebensmittel auf folgende Punkte zu achten:
- offene Deklaration
- niedriger Gehalt an Rohasche
- kein zu hoher Anteil an Calcium, Phosphor und Protein
- Alleinfutter für Hunde
Die riesige Hunderasse benötigt etwa drei Jahre, um ausgewachsen zu sein. Wie alle großen Hunde können Kangals im Alter Gelenkprobleme bekommen. Um die Gelenke zu schonen, sollten Sie mit Welpen und Junghunden lieber häufige kurze Runden spazieren. Vermeiden Sie Treppensteigen und schnelle Wendungen sowie abruptes Abbremsen.
Übergewicht belastet das Skelett und die Gelenke. Stellen Sie daher sicher, dass Ihr Hund nicht zu viel frisst. Darüber hinaus sollten Sie gerade Welpen und Junghunden nicht zu viel Futter geben, um das Wachstum nicht zu beschleunigen. Hündinnen sollten erst nach der ersten Läufigkeit kastriert werden, damit sich ihr Körper vollständig entwickeln kann.
Ernährung
Die Rasse der Kangals ist für ihre Genügsamkeit bei magerer Nahrung bekannt. Jene bestand in der Regel aus den Agrarabfällen der Menschen. Dementsprechend sind die Hunde nicht wählerisch. Dennoch verfügen die Tiere über eine sehr hohe Robustheit.
Wie bei allen großen Rassen ist eine Fütterung zweimal täglich vorteilhaft, um die Gefahr einer Magendrehung zu verringern. Eine besondere Ernährung benötigt der genügsame Hirtenhund nicht. Dennoch ist grundsätzlich hochwertiges Hundefutter minderwertiger Nahrung mit geschlossener, unklarer Deklaration vorzuziehen.
Auf folgende Inhaltsstoffe verzichten Sie besser:
- Geschmacksverstärker
- Farbstoffe
- Konservierungsmittel
- Zucker
Haltung & Platzbedarf
Als Hirtenhund streifte der Kangal Jahrtausende lang selbstständig wochenlang mit einer Schafherde durch die weite Berglandschaft Anatoliens. Dementsprechend eng muss dem Tier das stark bevölkerte und bebaute Mitteleuropa vorkommen. Diese große und starke Hunderasse beansprucht ein großes Revier für sich und benötigt sehr viel Auslauf.
Eine Wohnung ohne Garten oder eine Haltung in der Stadt sind absolut nicht artgerecht. Selbst ein Haus mit Garten auf dem Dorf genügt den Tieren meist nicht. Einzig Menschen, die über ein sehr großes Land verfügen, auf dem der Kangal sich frei bewegen kann, können dem Tier ein artgerechtes Leben bieten. Alle anderen stellt die Rasse in unseren Breitengarden vor unlösbare Herausforderungen, die sich nachteilig auf alle Beteiligten auswirken.
Harmonie
Als Hirte- und Wachhund wird ein Kangal Kinder und die Familie beschützen. Wenn Sie allerdings einen Hund als Spielgefährten suchen, ist dies nicht die ideale Wahl. Während Ihre Kinder spielen, wird das Tier eher die Umgebung beobachten und diese auf mögliche Gefahren analysieren. Außer bei Gefahren bellen die Tiere nur in ihrer Funktion als Wachhunde.
Als Hirtenhunde sind Kangals unterschiedliche Umgebungen gewohnt und können beispielsweise auf einer Wanderung mitgenommen werden. Eine Sightseeingtour in der Stadt wird den Hunden jedoch wenig zusagen. Zudem kann die Größe der Hunde problematisch werden, wenn man ein Hotel mit ausreichend Platz finden möchte oder den Nahverkehr nutzen muss.
Da sich ein Kangal Artgenossen gegenüber dominant verhält, ist ein Zusammenleben mit Haustieren nicht unbedingt einfach und sollte daher von klein an versucht werden. Nutztiere wie Schafe etc. stellen kein Problem dar.
Zeitaufwand
Kangals sind sehr eigenständige Hunde, die sich mit einer sinnvollen Aufgabe selbst beschäftigen können. Die Hirtenhunde sind es gewohnt, teilweise wochenlang von ihrem Menschenrudel getrennt zu agieren und Schafe zu hüten.
Ein Kangal ist extrem pflegeleicht und anspruchslos, wodurch Sie vergleichsweise wenig Zeit für ihn aufwenden müssen, wenn er eine Aufgabe hat. Allerdings benötigt er viel Freiheit und Raum, um sich zu bewegen. Wenn Sie nicht über ein sehr weitläufiges Grundstück verfügen, sind sehr häufige und sehr ausgedehnte Spaziergänge mit diesem großen und aktiven Tier eine Grundvoraussetzung.
Ein weitläufiger umzäunter Garten, den der Kangal bewachen kann, wird ihn erfreuen. Hundesport ist für den großen Hirtenhund nicht ideal, da schnelle konstante Bewegungen die Gelenke zu sehr belasten. Mit turbulenten Spielen kann der Vierbeiner überfordert werden und sich zu sehr aufregen.
Die beste Beschäftigung für die Hunde ist daher das Hüten einer Schafherde. Ist dies nicht möglich, sind ausgedehnte Spaziergänge obligatorisch. Mentale Herausforderungen wie Intelligenz und Schnüffelspiele sind ideal, um die intelligenten Tiere auszulasten.
Erziehung
Kangals sind große und kräftige Tiere mit einem starken Willen, die als eigenständiges Lebewesen wahrgenommen werden möchten. Eine Erziehung sollte daher auf Vertrauen basieren und von Konsequenz und Einfühlungsvermögen geprägt sein. Mit Gewalt kommt man bei diesen selbstständigen Tieren nicht voran. Unabhängig davon sollte eine Erziehung nie mittels Härte durchgesetzt werden.
Ein gut erzogener Kangal ist hörig, trifft dennoch ein Leben lang seine eigenständigen Entscheidungen. Gerade da die Tiere kräftig und selbstbewusst sind, ist eine funktionierende Kooperation und Vertrauen die Basis für eine gelungene Haltung.
Entscheidend für diese intelligenten und unabhängigen Tiere ist darüber hinaus eine gute Sozialisierung. Der Besuch einer Welpengruppe und einer Hundeschule sind notwendig, um früh und konsequent Kontakte zu Artgenossen zu knüpfen. Fehlt dies, können besonders Rüden dominant bis aggressiv auf andere Hunde reagieren.
Pflege
Der Hirtenhund ist sehr pflegeleicht. Bürsten Sie das Fell regelmäßig und vor allem während des Fellwechsels jeden Tag. Darüber hinaus gilt es, die Ohren regelmäßig zu reinigen. Wie bei allen Hunden mit hängenden Ohren wird auch beim Kangal verhindert, dass die Luft im Ohrinneren zirkuliert. Somit entsteht ein warmes und feuchtes Milieu, das sich für die Vermehrung von Bakterien und Pilzen anbietet.
Wenn sich die Krallen des Kangals nicht selbstständig abnutzen und auf harten Untergründen klackern, ist ein Kürzen notwendig. Dieses sollte etwa alle drei Wochen stattfinden. Nach langen Spaziergängen sollten Sie den Kangal auf Parasiten wie Zecken hin untersuchen. Die Zahnpflege sollte ebenfalls nicht zu kurz kommen.
Gesundheit
Kangals wurden nie für ihr Aussehen gezüchtet und erfreuen sich einer hohen Robustheit. Ihr dichtes Fell schützt sie vor Hitze und Kälte und ermöglicht den Aufenthalt im Freien bei jedem Wetter.
Wie alle großen Hunde können Gelenkprobleme auch beim Kangal auftreten. Daher sollten Sprünge und Treppensteigen vermieden werden, um Arthrose und Co. vorzubeugen. Ebenfalls sollten Spiele mit schnellen Bewegungen und eine durchgehende hohe Belastung gemieden werden.
Kostenpunkt
Diese Rasse der Hirtenhunde hat eine robuste Statur und Gesundheit und ist daher kaum anfällig für Krankheiten. Ein Kangal ist in der Regel genügsam und benötigt kein aufwendiges Spielzeug. Bei der Erziehung und zur Sozialisierung ist der Gang zur Welpen- und Hundeschule allerdings obligatorisch.
Zudem benötigen diese Hunde aufgrund ihrer Größe viel Futter. Die Menge von Medikamenten und Prophylaxen sind bei einem Tier dieses Gewichts entsprechend höher als bei einem Schoßhund. Dementsprechend müssen Sie hier auch mit höheren Preisen rechnen.
Hinzu kommen Ausgaben für Impfungen und Vorsorgeuntersuchungen. Darüber hinaus fällt die Hundesteuer an sowie mögliche Versicherungen. Neben diesen laufenden Kosten ist eine Grundausstattung anzuschaffen, die aus einem Hundekorb, Leine und Halsband, Futter- und Trinknapf, Hundebürste, Krallenschere etc. besteht.
Grundsätzlich können Sie bei großen und gesunden Hunden mit durchschnittlichen Kosten von etwa 200 Euro im Monat rechnen. Bedenken Sie bei der Kalkulation, dass vor allem ältere Hunde häufiger an Gebrechen leiden und die Behandlungs- sowie Medikament-Kosten mit der Zeit steigen können.
Welche Überlegungen sind vonnöten, wenn ich mir einen Kangal zulege?
Der Kangal diente Jahrtausende lang als Hirtenhund in den Weiten Anatoliens, wo er selbstständig über Zeiträume von bis zu mehreren Wochen Schafherden bewachte und vor Bären und Wölfen verteidigte. Dementsprechend selbstständig und wachsam sind die großen eleganten Tiere.
Für eine artgerechte Haltung ist ein sehr großes Grundstück sowie viel Auslauf notwendig. Artgenossen gegenüber verhält sich der Kangal dominant, wodurch er nicht unbedingt mit anderen Haustieren harmoniert. In der Stadt sind die Wachhunde fehl am Platz, da sie ein großes Territorium für sich beanspruchen und auch bei guter Erziehung eigenständig Entscheidungen treffen, wenn sie Gefahr wittern.
Als Wachhund beschützt ein Kangal seine Familie. Er ist liebevoll, anhänglich und loyal. Fremden gegenüber verhält er sich hingegen distanziert bis misstrauisch. Eine konsequente Erziehung auf Augenhöhe und frühe Sozialisation sind wesentlich, um ein dominantes Verhalten zu unterbinden.